Die Ankunft
Mein Flieger landet am 3. September um 21:35 Uhr auf kretischem Boden. Am Ausgang treffe ich die nette Dame von Autoway, die mir auf dem Parkplatz meinen Mietwagen übergibt. Ich habe den Polo für die nächsten 2 Wochen gemietet. Ich mache mich im Dunkeln auf den Weg nach Rethymno. Dort habe ich über booking.com für eine Nacht ein Zimmer im „Golden Coast Apartments“ gebucht. Ich möchte die ersten 2 Monate in Plakias an der Südküste wohnen. Obwohl ich die Strecke dorthin schon gut kenne, möchte ich nicht mitten in der Nacht die Insel überqueren.
Mein Zimmerschlüssel liegt wie vereinbart an der Reception bereit. Durch meine Rundreise im Mai/Juni kenne ich schon unzählige Hotels und finde hier ein Studio vor, was dem normalen Mittelmaß entspricht. Für eine Nacht mehr als ausreichend. Nachdem ich meinen Koffer geparkt habe, gehe ich bei „Manoli’s Place“ noch eine Pizza essen. Der erste Raki des Monats wird mir hier selbstverständlich vor die Nase gesetzt.
Am nächsten Morgen mache ich mich direkt auf den Weg nach Plakias, ohne dort im Vorfeld irgendeine Unterkunft gebucht zu haben. Bei meiner Rundreise habe ich bereits gelernt, daß Unterkünfte am besten immer vor Ort gesucht und Preise verhandelt werden sollten. Im September ist hier Hochsaison und es wird nicht so einfach sein, ein Apartment für einen Monat zu einem vernünfigen Preis zu bekommen. Im „Morpheas“ miete ich erstmal ein Studio für 3 Tage, damit ich etwas Zeit für die folgende Wohnungssuche habe. In den nächsten 2 Tagen schaue ich mir einige Unterkünfte an, aber entweder stimmt der Preis nicht oder das Apartment sagt mir nicht zu. Dann komm ich beim „Atlantis-Restaurant“ vorbei und lasse es fast schon hinter mir, als ich die großzügen Balkons oberhalb des Restaurants entdecke. „bestimmt zu teuer“ dachte ich mir und gehe trotzdem mal fragen. Kostas, der Besitzer und Betreiber, ist da und zeigt mir das letzte freie Apartment. Es ist das größte im Haus. Kostas bezeichnet sich selbst als „verrückt“ und ab und zu blitzt auch durch, was er damit meint. Er ist sehr locker und nicht auf großen Profit aus, weshalb ich einen Superpreis für die restlichen 23 Tage im September aushandeln kann. Das Apartment erweist sich später als wirklicher Glücksgriff, denn es liegt extrem ruhig, dennoch direkt am „Zentrum“ und hat eine atemberaubende Sicht auf das Meer. Außerdem ist es ziemlich groß und ich werde mich hier sehr wohl fühlen. Wie ihr sehen könnt, ist mein Arbeitspatz schon eingerichtet. Von hier aus werde ich also im September meiner Arbeit nachgehen. Es gibt schlimmere Arbeitsplätze. 😉
Das Paket
Vor meiner Abreise habe ich ein großes Paket gepackt. In diesem Paket sind alle wichtigen Dinge meines Lebens sowie Ordner, Computerzubehör, Klamotten, Bücher und vieles mehr. Dieses Paket wollte ich vor meiner Abreise nach Kreta schicken und es dort nach meiner Ankunft selber in Empfang nehmen. Als Adressat hat sich dankenswerterweise Frau Dr. Röhrig in Plakias bereit erklärt. Zuerst wollte ich das Paket per DHL verschicken. Leider musste ich letztendlich feststellen, daß das Paket ca 41kg wiegt. DHL verschickt nur bis zu 31,5kg nach Griechenland. Als Transportdienst fand sich dann Fedex, die das Paket 3 Tage vor meiner Reise umgehend abholten. Auf Kreta verfolgte ich das Paket per Online-Tracking und musste am 5. Tag lesen, daß sich das Paket bereits in Zustellung befand, aber keiner an der Zieladresse angetroffen wurde. Laut Tracking befindet sich das Paket allerdings noch in Athen! In den folgenden Tagen wiederholte sich die Meldung, worauf ich bei Fedex in Athen anrief. Die sagten mir, daß sich das Paket bereits in Rethymno (Norden von Kreta) befindet, aber nicht abgeliefert werden konnte. Also ist auf die Tracking-Info nicht wirklich Verlass. Die Dame am Telefon gab mir eine Rufnummer des Unternehmens, welches das Paket auf Kreta weiter transportieren sollte. Dort rief ich an und man bestätigte mir, daß der Kurier angeblich keinen vor Ort angetroffen hat. Nach einem Gespräch mit Frau Dr. Röhrig war mir schon klar, daß hier irgendetwas nicht stimmte. Ich entschloss mich, mit dem Auto nach Rethymno zu fahren und das Paket dort selber einzufangen. Nach einiger Suche habe ich das Unternehmen gefunden und erfuhr dann nach beharrlicher Nachfrage, daß dem Kurier das Paket (120x40x40cm) schlichtweg zu groß war und er eine Zustellung erst garnicht versuchte. Willkommen in Griechenland. Ich habe es ohne weiteres, nach Umlegen der Rückbank, in den Polo bekommen und war zufrieden, daß alle wichtigen Dinge nun wieder bei mir waren.
Die Polizei
EU-Bürger, die sich länger als 3 Monate in EU-Land Griechenland aufhalten, brauchen dennoch für bestimmte Dinge eine Aufenthaltserlaubnis. Diese wollte ich mir so früh wie möglich besorgen. Grund dafür ist, daß ich möglicherweise hier meinen Motorradführerschein machen möchte. Das Zweirad ist hier Fortbewegungsmittel Nummer 1 und da ich ja mobil sein möchte aber nicht unbedingt hier ein Auto kaufen will, wäre ein Roller eine praktische Alternative. Allerdings darf man hier in Griechenland erst eine Fahrprüfung ablegen, wenn der Fahrschüler sich länger als 3 Monate im Land aufhält. Als Stichtag gilt das Ausstellungsdatum der „Resident Permit“ bzw. des „Resident Certificate“.
Da ich in Plakias wohne, ist für mich die Polizei in Spili zuständig, welche sich hier befindet. In der ersten Woche bin ich dort hingefahren um zu erfahren, welche Bedingungen für eine Aufenthaltserlaubnis erfüllt sein müssen:
- 4 Passbilder
- Bankkonto einer griechischen Bank mit mindestens 3000€ Guthaben
- 1 Kopie Personalausweis oder Reisepass
- 1 Kopie Erteilung Steuernummer
- 1 Kopie Gesundheitskarte
Nachdem ich nach 3 Wochen alle Nachweise zur Hand hatte und an diesem Tag auch ein Auto zur Verfügung hatte, rief ich bei der Polizei an (an einem Freitag). Man teilte mir mit, daß leider keine da wäre, der die Erlaubnis ausstellen kann. In dern nächsten Woche fuhr ich nach Spili und traf wieder keinen an, der die benötigte Befugnis hatte. Man sagte mir, daß ich am nächsten Morgen vorbei kommen sollte. Also habe ich wieder für einen Tag einen Wagen gemietet und bin nach Spili gefahren. Guess what? Wieder ist die ominöse Person nicht anwesend. Da ich extra dafür den Wagen gemietet hatte, bin ich anschließend nach Rethymno gefahren. Auf gut Glück bin ich dort zur Polizei gegangen, die dann freundlicherweise (obwohl nicht zuständig) die Aufenthaltserlaubnis in Auftrag gegeben haben. Die Polizei in Rethymno befindet sich hier. Die Anlaufstelle für Pass-Angelegenheiten und ähnliche Dinge ist links neben dem Haupteingang. Hier wurden folgende Bedingungen gestellt:
- 3 Passbilder
- Bankkonto einer griechischen Bank mit mindestens 1500€ Guthaben
- 1 Kopie Personalausweis oder Reisepass
- 1 Kopie Erteilung Steuernummer
- 1 Kopie Gesundheitskarte
Nachdem ich alles abgegeben habe wurde mir gesagt, daß ich in 10 Tagen wiederkommen sollte. Dann würde das Dokument bereitliegen. Da bin ich ja mal gespannt.
Das Finanzamt
Das zuständige Finanzamt in Rethymno ist hier und befindet sich in den oberen Etagen über dem großen Kaufhaus. Im Finanzamt beantrage ich eine griechische Steuernummer. Man geht in die 2. Etage bis ans Ende des U-förmigen Ganges und kann im letzten Zimmer die Steuernummer (Αριθμός Φορολογικού Μητρώου, AΦΜ, sprich: A-FI-MI) anfordern. Eine Kopie meines Reisepasses hat gereicht und ich habe kostenlos eine Bescheinigung über die mir zugewiesene Steuernummer bekommen. Eine AΦΜ braucht man in Griechenland für viele Dinge, wenn es um Erwerb bistimmter Sachen geht. Außerdem bin ich vermutlich im Jahre 2013 hier steuerpflichtig und dafür ist die Nummer natürlich obligatorisch.
Später am Tag werde ich nochmal ins Finanzamt zurückkehren, weil mir für das Eröffnen eines Bankkontos ein bestimmter Nachweis fehlt. Diesen Nachweis holt man sich in der 1. Etage im ersten Raum und ist ebenfalls kostenlos. Das auszufüllende Formular ist in griechischer Sprache verfasst und durch freundliche Hilfe Anwesender habe ich es ausgefüllt. Anschließend habe ich die abgestempelte Version bekommen. Ich weiß bis heute nicht, was dieses Schreiben aussagt. Vermutlich handelt es sich um eine Bestätgung, daß keine Steuerschuld für das Jahr 2011 offen ist. Möglicherweise habe ich mich damit auch zur lebenslangen Mithilfe bei der Olivenernte verpflichtet… ich weiß es nicht.
Die Warteschlange vor dem Schalter wächst an und jeder Besucher (wirklich jeder!) „diskutiert“ lauthals mit der resoluten Dame hinter dem Schalter. Die meisten verlassen den Raum mit einem Fluch auf den Lippen und einem Kopfschütteln. Steuern in Griechenland scheinen tatsächlich ein besonders heikles Thema zu sein.
Die Bank
Da ich ein Konto bei einer griechischen Bank brauche, entscheide ich mich für die „National Bank Of Greece“ (Εθνική Τράπεζα της Ελλάδος). Denn das ist die solideste Bank in Griechenland (neben der Alpha-Bank) und wenn die untergeht, ist hier sowieso Apokalypse. Die zentrale Geschäftstelle in Rethymno ist hier.
Nachdem ich erstmal eine halbe Stunde warten musste, erkläre ich der jungen Dame mein Anliegen. Nach Durchsicht meiner Dokumente schickt sie mich nochmal zurück zum Finanzamt, in dem ich (wie unter „Das Finanzamt“ beschrieben) den fehlenden Nachweis bekommen habe. Jetzt also der zweite Besuch in der Bank. Nachdem ich wieder lange warten musste, fängt die Angestellte mit der Prozedur an. Sie tippt irgendwas auf der Tastatur, kritzelt was auf einen Block, druckt etwas aus. Dann tippt sie, kritzelt, druckt, tippt, kritzelt druckt… ohne ein Wort und in aller Seelenruhe. Die nächsten 35 Minuten wird die Dame kein Wort mit mir sprechen, statdessen.. ja genau, richtig!… tippt sie, kritzelt sie und druckt sie. Währenddessen schaltet sich ihr Kollege mit ein und stellt mir Fragen zum Gebrauch des Kontos, welche anscheinend erfasst werden müssen. Gefangen zwischen einer gelangweilten Angestellten, die über 10Zeichen/Minute auf der Tastatur in ihrem Leben nicht hinauskommen wird und ihrem sprachbehinderten Kollegen (Tatsache, keine Beleidigung) lasse ich alles über mich ergehen und muss abschließend einen in griechisch verfassten Vertrag unterschreiben. 13 Seiten lang. Unterschrift ist auf jeder einzelnen Seite zu leisten. Wow, was für eine Bürokratie! Mit einem Stapel bedrucktem Papier und meinem Kontobuch in der Hand verlasse ich nach gefühlter Ewigkeit die Bank.
Zurück in Plakias fällt mir auf, daß keine Daten zum OnlineBanking zu finden sind, welches ich ausdrücklich erwähnt habe. In der folgenden Woche fahre ich wieder nach Rethymno und nach Wartezeit in der Bank erkläre ich der selben Dame, daß die Möglichkeit zum OnlineBanking noch fehlt. Nachdem sie wieder 20 Minuten lang mich keines Blickes würdigt und stattdessen – ja, genau – tippt, kritzelt und druckt, sage ich ihr, daß ich wirklich nur den OnlineZugang benötige. Gleichgültig nickt sie nur. Irgendwann bekomme ich dann einen Keygenerator, einen geschlossenen Umschlag mit meiner OnlineID und wieder einem Stapel bedrucktes Papier. Zurück im Apartment musste ich noch eine Hotline anrufen, die meine Daten verifiziert und anschließend endlich das OnlineBanking freischaltet.
Das war immer noch nicht mein letzter Besuch in der Bank, denn in einer weiteren Woche habe ich die Bankkarte per Post erhalten. Um diese am Geldautomat nutzen zu können, muss ich mir persönlich in Rethymno die PIN abholen. Also bin ich irgendwann wieder nach Rethymno gefahren und habe auch diesen letzten Punkt noch erledigt. Die Karte muss mit dem zugehörigen PIN noch am Automaten freigeschaltet werden, welcher den Kunden nur in griechisch durch die Menüs führt. Hier hilft mir besagte Dame und das Thema „Bank“ ist endlich abgehakt.
Das Wetter
Dazu gibt es eigentlich kaum etwas zu sagen. Im September ist auf Kreta noch Hochsommer und die Temperaturen betragen 26-30°C. Es gab in der zweiten Septemberwoche einen Tag mit heftigem Regen, Sturm und Gewitter. Ansonsten bleiben aufkommende Wolken an der Gebirgskette hängen und lassen die Sonne weiter strahlen. Man genießt mit jedem Atemzug das tolle Mittelmeerklima und schaut immer wieder erstaunt auf die Landschaft, die in das fantastische weiße Kretalicht getaucht ist. Plakias ist für seinen Wind bekannt und daher kann man damit umgehen, wenn es hier mal für ein paar Tage etwas stürmischer wird.
Sommer, Sonne und Meer. Willkommen auf Kreta.
No Comments