Aloha Crete!
Ich breche früh auf, denn ich habe einen Plan für den heutigen Tag. Es geht nach Ierapetra, einen Katzensprung von Myrtos entfernt. Ich parke am Hafen und erkunde die Stadt. Was für eine Enttäuschung! Im Vorfeld dachte ich mir, ich erwische hier vielleicht eine tolle Kleinstadt, die nur im allgemeinen unterschätzt wird. Ich bin 2 Stunden gewandert und muss feststellen: dieser Ort hat keinen Charakter und keine Seele. Es wirkt wie ein zusammengewürfelter Haufen von Häusern. Das ist nur meine Sicht der Dinge und niemand soll sich dadurch bitte beleidigt fühlen, dem dieser Ort am Herzen liegt! Vielleicht bin ich inzwischen auch schon zu verwöhnt von tollen Orten auf Kreta aber Ierapetra und ich… das passt einfach nicht. Nicht heute. Vielleicht braucht es eine zweite Chance.
Ich buche ein Ticket für eine Bootsfahrt nach Chrissi! Es wird mit einem kleinen Boot gefahren, was natürlich viel interessanter ist als mit so einem Massenkutscher. Ich wollte auf Kreta mindestens einmal eine Fahrt zu einer Insel machen, die perfekte Gelegenheit. Damit nimmt das Drama seinen Anfang. Treffpunkt ist im Büro am Hafen um 10:30Uhr. Ich bin da… sonst keiner. Die Tür vom Büro ist offen aber keiner da. Keiner! Ich könnte den ganzen Laden ausräumen und keiner hätte was gemerkt. Ich warte 20 Minuten, bis der Chef mit dem Auto auftaucht und mir mitteilt, dass sich sonst keiner für die Fahrt angemeldet hat. Also will er mir ein Ticket für den Großdampfer besorgen und bittet mich in sein Auto. Fehler! Großer Fehler!
Bisher konnte ich die Autofahrer auf Kreta in zwei Kategorien einteilen; Kategorie 1 sind die Heizer, für die es anscheinend keinen nächsten Tag mehr gibt und die sehnsüchtig dem Tod entgegenstreben. Kategorie 2 sind die Fahrer, die sich bewegen wie Zuhälter auf Kontrollfahrt, um ihre Bunnies zu checken. Mein heutiger Fahrer gehört ganz sicher zur Kategorie No. 1. Kein Zweifel! Mit 80 Sachen mal eben eine dritte Spur aufgemacht in der 30er-Zone (ja, sowas gibts hier). Die Zeit drängt und er setzt mich letztendlich vor dem Schiff raus. Leider zu spät, er legt gerade ab. Zwar gab es vorher einen Anruf, dass das Schiff auf mich warten soll, die Polizei im Hafen sieht das aber anders und nötigt das Boot zum ablegen. Boot weg, Fahrer weg. Ich will das Ticket tauschen, weil später noch ein weiteres Schiff fährt. Der Kollege erklärt mir freundlich aber bestimmt, dass das nur an dem Tciketstand geht, an dem ich dieses Ticket erworben habe. Hallo? Habe ich nicht, sondern mein flüchtiger Fahrer. Also begebe ich mich auf die Suche nach diesem Ticketkiosk. Ich saß zwar im Auto, als das Ticket „erworben“ wurde, aber ich kenne mich hier nicht aus und finde den Standort auch nicht wieder. also gehe ich ich wieder ganz zurück zum Laden meines Fahrers, der mich ganz verwundert in Empfang nimmt. Es kommt, was kommen muss… ein zweiter Himmelsritt im Auto. Letzten Endes komme ich mit meinem 3. Ticket tatsächlich auf ein Boot Richtung Chrissi.
Was für eine Insel. Das Problem solcher Reisen ist normalerweise, dass es einen Massenandrang auf solche Orte gibt. Es ist aber erst Anfang Juni und somit sind heute nicht viele Leute auf der Insel abgesetzt worden. Man wir zuerst zum „Golden Beach“ mit Hinweisschildern geleitet, der auf der gegenüberliegenden Seite des Anlegestegs liegt. Hier sind schon viele Besucher anwesend und haben teils die Liegen belegt (10€ für 2 Personen!). Ich habe aber keine Lust auf Sonnenbaden und gehe die nördliche Küste entlang und habe am Ende meines Weges tatsächlich mehr als die Hälfte der Insel umrundet. Auf Chrissi gibt es nur eine Taverne, die aber noch geschlossen ist. Also sind keine Getränke zu bekommen. Auf der Insel gibt es kaum schattige Plätze, sodaß jeder der glühenden Sonne ausgesetzt ist… ohne Erbarmen. Alle Besucher lassen sich am ersten Strand nieder, sodaß ich tatsächlich der Einzige bin, der zu Fuß weiter marschiert. Und das hat sich gelohnt! Ich habe Spots gesehen, wie sicherlich kein Anderer am heutigen Tag. Im Video kommt das hoffentlich halbwegs rüber. Moment, ein Paar war doch auf Abwegen. Denn ich bin an Ihnen an einem einsamen Strand vorbei gegangen. Sie waren vereint… sehr innig… und tief. Anschließend betrete ich einen Strandbereich, an dem drei Liegen und ein Sonnenschirm einsam vor sich hinexistieren. Ein Strand ganz für mich allein… mit Liege! Sowas habe ich noch nie gesehen und lege mich hier 30 Minuten nieder. Ein tolles Gefühl. Die Sonne brennt unermüdlich wie immer seit meiner Anreise. Die Temperaturen kratzen schon an 30° und als ich wieder am Bootssteg ankomme, sieht man das auch einigen Besuchern an.
Ein toller Trip mit Karibik-Feeling geht zu Ende, aber es ist auf Video gebannt:
Wieder in Ierapetra angekommen, muss ich mich auf die Suche nach einem Hotel machen. Normalerweise habe ich das bisher immer schon vor dem Mittag gemacht, was sich noch als gute Strategie rausstellen sollte. Denn ich finde keine akzeptable Unterkunft. Ich bin durch den heutigen Vorfall bzgl. Ticket schon so oft diese Promenade am Hafen hoch und runtergelaufen, daß ich keinen Bock mehr habe und mit dem Auto weiter an der Küste runterfahre, denn dort habe ich aus der Ferne Hotelkomplexe gesehen und ich will jetzt einfach nur noch ein Zimmer für die nächste Nacht. Okay, Hotels sind da, aber nichts drumherum! KeinTavernen etc. Ich fahre also weiter und bin irgendwo froh, als ich Ierapetra verlassen kann. Das war nichts!
Ich fahre weiter und die Strecke wird interessant! aber ich bin müde und möchte mein morgiges Ziel nicht vorzeitig erreichen. Irgendwann taucht ein großes Hotel vor mir auf und ich biege ab. Es ist das „Ionio“ in Makrigialos. Ich feilsche wieder den Preis von 45€ auf 35€ runter. In dem ganzen Komplex befinden sich zur Zeit nur 2 weitere Gäste. Das Hotel wurde vor 2 Jahren neu gebaut. Alles sieht noch neu aus, aber ich habe das Gefühl, dass es nicht sonderlich instandgehalten wird, sauber ist aber alles. Wie auch immer, das Zimmer ist super, leider versagt das Warmwasser und das WiFi. Der Pool ist trübe und das Hotel scheint noch nicht für den Sommer gerüstet. Aber ich kann schlafen. Gute Nacht.
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